Fachtag: "Lebensmittel-Verpackungen: Alles in Plastik?"

220kg Verpackungsmüll produziert jeder Deutsche pro Jahr

 

 

"Alles in Plastik?" - diese Frage stellten sich auch die Cats am 21.11.2018 auf der Fachtagung der Verbraucherzentrale Hessen "Lebensmitte-Verpackungen: Alles in Plastik? - Perspektiven für Gesundheit und Umwelt" an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Experten aus der Chemie, Biologie sowie dem Umweltbundesamt Bad Elster gaben einen interessanten und informativen Einblick in die aktuellen Studien, Laborverfahren und ermöglichten im Anschluss an die Vorträge eine Diskussionsrunde mit den anwesenden Teilnehmern. Die Veranstaltung war für alle Interessierten frei zugänglich, zusätzlich gab es aber auch geladenen Gäste, wie zum Beispiel der regionale Bio-Caterer "Safran" aus Hüttenberg. 

Frau Dr. Birgit Geueke vom Food Packaging Forum Zürich - informierte uns zum Thema" Chemikalien in Lebensmittelverpackungen: Unerwünscht, unerkannt, unvermeidbar?" darüber, dass Chemikalien und nach und nach in die Lebensmittel übergehen. Zusammensetzungen von Verpackungen sind nicht bekannt, nur wenige Chemikalien können und werden regelmäßig von Behörden getestet. Da vieles nicht sicher nicht recyclebar ist können chronische Krankheiten begünstigt werden. Das Food Packaging Forum Zürich testet unter anderem Produkte der Industrie im Auftrag der Umweltverbände, Behörden, Wissenschaft und Verbrauchschutz auf Weichmacher, Bisphenol A, Mineralöle, Aluminium und fluorierte Substanzen.

Weitere Informationen unter: www.foodpackagingforum.org

 

Christian Scherer, Goethe-Universität Frankfurt - gab in seinem Vortrag "Umweltauswirkungen von Mikroplastik", interessante Zahlen zu dem Vorkommen von Mikroplastik in der Umwelt, so zum Beispiel in Wasser und Luft. Die Ergebnisse seiner Forschung belegen, dass Mikroplastik überall dort zu finden ist, wo man danach sucht. Seiner Einschätzung nach hat die Menschheit bereits ein großes Problembewusstsein für diese Thematik. Insgesamt sind jedoch nur wenige Arten von Mikroplastik überhaupt wissenschaftlich nachweisbar. Hier steht die Forschung noch im Anfangsstadium.

Dr. Tamara Grummt, Umweltbundesamt Bad Elster - referierte über das Thema "Mikroplastik - ein reales Gesundheitsrisiko für den Menschen!?".  "Wer seinen Joghurtbecher auskratzt, der erzeugt mit Sicherheit auch Mikroplastik"; dies war nur eine der vielen anschaulichen Aussagen in ihrem Beitrag. Sie stellte einen Kosten-Nutzen-Vergleich von Plastik an, in dem sie die Vorteile von Plastik in Zusammenhang mit Krankenhäuser und Hygiene betonte. Sie unterschied in dermale, orale und inhalative Aufnahme des Plastiks im Körper. Sie wies darauf hin, dass in unserem Trinkwasser je nach Aufbereitung bereits entfernt werden. Dann ging sie auf die Abwehrmechanismen des Körpers ein, wobei sie betonte dass das meiste Plastik, welches in die Zellen kommt auch wieder abgegeben wird. "Wenn großes Mikroplastik auf die Zellen fällt, ist das nicht schlimm, dann ist die Zelle halt platt", so Ihre Darstellung. Nur Risikogruppen unter sieben Jahren, kranke und immungeschwächte Menschen unterliegen einer größeren Gefahr. Hier kann es zu Entzündungen, Krebs und Organbildungsschäden kommen. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Akteure Wissenschaft, Chemie, Politik und Verbraucher zusammenarbeiten.

In der abschließenden Diskussionsrunde kamen zu den oben genannten Referenten weitere Experten in die Runde, so Benjamin Weiß, Hessisches Verbraucherschutzministerium Wiesbaden; Dieter Bohn, Landesbetrieb Hessisches Landeslabor Wiesbaden; Isabell Kuhl, Alnatura Produktions- und Handels GmbH Bickenbach; Susanne Sachs, Verbraucherzentrale Hessen, Jonas Hey, Unverpacktes Gießen und Studierende der JLU Ernährungsökologie. Hier konnte das Publikum seine Fragen/Anliegen direkt adressieren.

So informierte ein Verpackungsentwickler aus dem Publikum, dass derzeit an zellulosebasierten Verpackungen gearbeitet werden, um die Doppelverpackungen unter anderem bei Müsli zu reduzieren.

Eine weitere Frage stellte den Vorzug von Glas gegenüber Plastikflaschen bei Mineralwasser bzw. Soda Streamern dar. Durch die lange Nutzungsdauer der Plastikflasche kann hier der Kunststoff porös werden. Empfohlen wird sich an das Haltbarkeitsdatum der Flaschen zu halten oder mit Glasflaschen zu ersetzten. Generell empfiehlt Frau Sachs von der Verbraucherzentrale Hessen Leitungswasser statt Wassere aus Plastikflaschen.

Auch auf die Handhabbarkeit von Wachstüchern als Ersatz von Plastikverpackungen für frische Lebensmittel, wie z.B. Wurst und Käsewaren, wurde eingegangen. Diese eignen sich aus hygienischen Gründen eher für den privaten Gebrauch, da Sie bei entsprechender Benutzung im Gewerbe den Temperaturanforderung bei der Reinigung nicht standhalten.

Herr Weiß vom Hessischen Verbraucherschutzministerium wies eingehend auf die Initiative #becherbonus hin, die bereits in über 900 hessischen Filialen umgesetzt wird. www.hessen-nachhaltig.de

Abschließend gaben die Experten folgende Ratschläge:

  • Es gibt nicht nur im Lebensmittelbereich bereits Pfandyssteme. Hygieneartikel bieten hier ebenfalls plastikfreie Alternativen. (Jonas Hey)
  • Viele kleine Schritte bei der Verpackungseinsparung ergeben im Ganzen einen großen Erfolg, so kann zum Beispiel der gute alte "Sachsen-Beutel" auch wieder treue Dienste leisten (Isabelle Kuhl, Dr. Tamara Grummt)
  • Empfohlen wird die frische Zubereitung der Nahrungsmittel zu Hause, um die Verpackungen bei Fertigprodukten zu vermeiden. Sowie die Lebensmittel nicht beim Online-Händler zu bestellen, da hierdurch noch mehr Verpackungsmüll entsteht. (Dieter Bohn, Susanne Sachs)

Dieser globalen Problematik sollten sich alle Länder annehmen; in Deutschland leben wir zwar ein gutes Vorbild,  jedoch macht es im Gesamten nur einen Anfang.

 

 

 

 

 

Zur Homepage der Verbraucherzentrale Hessen:

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Zur Homepage der Justus-Liebig Universität, Gießen:

Öffnet externen Link in neuem Fensterhttps://www.uni-giessen.de/index.html

 

Zur Homepage des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Öffnet externen Link in neuem Fensterhttps://umwelt.hessen.de/

 

Update: 04.05.24

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